Chronik des Köglspergerhauses

geschrieben zum Jubiläum 2009

 

125 Jahre Köglsperger-Haus

60 Jahre Kur-Apotheke

Die Geschichte dieses Hauses beginnt im Jahre 1882.

 

Vor 200 Jahren standen auf dem Grundstück in der Bahnhofstraße, die damals noch "Am Gries" hieß, zwei Häuser mit den Namen "Beim Zinsberger am Gries" (Aibling Nr. 70) und "Beim Tagwerker Reiter", später "Beim Lotto-Maurer" (Aibling Nr. 71).

 

Die Geschichte des jetzigen Hauses beginnt im Jahre 1882. Damals kam der Lehrer Max Schwab aus Schwindegg (ehedem Bezirk Neumarkt-St.-Veit, heute Landkreis Mühldorf am Inn) nach seiner Pensionierung nach Aibling. 

 

Max Schwab war als Lehrer 1843 bis 1858 in Wörth (Gemeinde Schwindegg) und 1858 bis 1881 im benachbarten Ranoldsberg (Gemeinde Buchbach) tätig gewesen. Seine Tochter Elise hatte gerade den Aiblinger Kistlersohn Max Kögelsperger aus der Kistlerei an der Ecke Am Bichl/Münchener Straße geheiratet. 

 

1. Kaufvertrag
1. Kaufvertrag

Max Schwab kaufte am 2. Mai 1882 von Katharina Steffl, der Tochter des Lotto-Maurers Emmeran Reiter das Anwesen in der Bahnhofstraße, ließ die alten Handwerkerhäuser abreißen und mit dem Bau eines stattlichen Bürgerhauses im Heimatstil beginnen (Bild 1, Kaufvertrag).

Am 2. September 1889 überschrieb er das Anwesen seiner Tochter Elise. Er verstarb am 10. Februar 1894 in Aibling.

Im Jahre 1899 wurde die Werkstatt für Max Kögelsperger angebaut, im Erdgeschoss war sein Möbelladen und oben wohnte die Familie. Bild 2 zeigt einen Ausschnitt aus dem Bauantrag vom 22. Dezember 1898. Außerdem kamen ein Waschhaus und ein Brunnen im Hof dazu. Auf Bild 3 sieht man das fertige Gebäude zwischen 1900 und 1910, auf der Terrasse und dem Balkon sind Familienmitglieder zu erkennen.

Bild 4 zeigt das Haus im Sommer 1910 mit den Bewohnern und einigen Schreinergesellen, Bild 5 einen Ausschnitt mit den Hausbesitzern Max und Elise Kögelsperger und ihrer jüngsten Tochter Auguste. 

 

Nach dem Tod Max Kögelspergers im Oktober 1910 führte Elise das Geschäft zusammen mit ihrem Sohn Wilhelm Köglsperger weiter.

Seine Arbeiten als Kunstschreiner, Bildschnitzer und Restaurator im Aiblinger Amtsgericht und in den Aiblinger Kirchen sowie die drei Altäre in der Dorfkirche von Wildenwart im Chiemgau machten ihn über die Stadt hinaus bekannt.

Für seine Mitarbeit bei der Wiederinstandsetzung des Cuivilliés-Theaters in München, das als Deutschlands bedeutendstes Rokokotheater gilt, erhielt er sogar die Bundesverdiensmedallie. 

Bild 7 zeigt Wilhelm Köglspergers Lehrlinge in der Werkstatt.

In der Nachkriegszeit lebte für einige Jahre auch der aus dem zerbombten München zugezogene Kunstmaler Leo von Welden im Köglspergerhaus. Er war Mitbegründer des Aiblinger Kunstvereins. Auf Bild 8 ist sein Selbstportrait zu sehen und auf Bild 9 ein Artikel aus dem Mangfall-Boten von 1949. 

Im Alter von 62 Jahren, 1949, vermietete Wilhelm Köglsperger seine Arbeitsräume. So konnte Apotheker Leopold Weinbruch vor genau 65 Jahren, am 17. Dezember 1949, in der ehemaligen Werkstatt die Kur-Apotheke Bad Aibling gründen. Bild 10 zeigt einen Ausschnitt auf dem Bauplan. In den Möbelladen war vorher das Textilgeschäft Kreutzberger gezogen (Bild 11 in den 50er Jahren).

Die Kur-Apotheke war also ursprünglich sehr klein, wie auf den Fotos 12-14 aus den frühen 1960er Jahren zu sehen ist.

 

Als das Textilgeschäft 1970 schloss (Bild 15), erweiterte er damalige Apotheker Joachim Klingner die Apotheke auf die gesamte Fläche und modernisierte die Fassade (Bild 17). Bild 16 zeigt Herrn Klingner stolz in seinen neu eingerichteten Räumen.

Nach Klingners Pensionierung betrieb ab 1992 Pius Högg (Bild 18) und nach dessen frühem Tod 1996 Dr. Günter Fleischmann die Apotheke in den Mieträumen weiter (Bild 19 von 1998). Am 17. Dezember 1999 wurde 50 Jahre Kur-Apotheke gefeiert und ein Ginkgobaum gepflanzt (Bild 20).

Erst als 2006 der Kauf des Anwesens einschließlich marodem Hinterhauses möglich wurde, konnte Familie Fleischmann mit der Totalsanierung und -renovierung beginnen (Bilder 21-23).

24. Ehepaar Ohm
24. Ehepaar Ohm

Die Arbeiten wurden geplant und geleitet vom Architektenehepaar Stephan und Sigrun Ohm (Bild 24), vielen bekannt durch ihr Feingespür für die Renovierung historischer Gebäude, beispielsweise des Ballhauses in Rosenheim oder des Kindergartens am Kellerberg in Bad Aibling.

Sogar ein Restaurator, Wolfgang Lauber, wurde hinzugezogen, um dem Haus soweit wie möglich sein ursprüngliches Aussehen zurückzugeben

Alle Beteiligten freuen sich, dass im Jubiläumsjahr 60 Jahre Kur-Apotheke diesem Haus durch den Fassadenpreis der Stadt Bad Aibling eine besondere Auszeichnung zu teil wurde (Bild 25 und 26).

Die Bilder 27 bis 29 zeigen die gelungene Verbindung von alt und neu.

Herzlichen Dank für die engagierte Hilfe bei der Spurensuche an Manfred Schaulies vom Heimatmuseum Bad Aibling und Birgit Hillreiner vom Staatsarchiv München. Dank auch an den Fotografen Ludwig Stadler für das Foto von Wilhelm Köglsperger in der Werkstatt.